Die geplante Obsolenz

Der nachfolgende Text ist eine Stellungnahme meinerseits, die ich so vor kurzem in einer Klausur in Volkswirtschaftslehre geschrieben habe. Thema war die absichtliche Einführung der geplanten Obsoleszenz in den USA, um die Konjunktur zu stabilisieren und das BIP-Wachstum zu fördern. Da mir das Thema sehr am Herzen liegt, möchte ich euch meine Meinung dazu nicht vorenthalten. Das Video am Ende ist ein Beitrag, der bei Arte lief - er hat mir die Augen zu der Problematik geöffnet.

Die geplante Obsoleszenz ist die Idee der "gemachten Verfallbarkeit" eines Produktes. Sprich Geräte, Kleidung, Accessoires etc. werden von Anfang an so hergestellt, dass sie dazu verdammt sind, nach einer vom Hersteller bestimmten Frist nicht mehr zu funktionieren, zu zerreißen oder schlicht kaputt gehen, sodass sie ihren Zweck nicht mehr erfüllen.Die Hersteller versprechen sich folgendes von ihrem Vorgehen: Der Kunde kauft das Produkt, ist zufrieden und benutzt es natürlich. Aber ehe er sich versieht, ist das Produkt nicht mehr zu gebrauchen. Das ist natürlich ärgerlich. Mittlerweile hat der Hersteller jedoch eine verbesserte Version des Produktes auf den Markt gebracht. Da es in der Natur des Menschen liegt, das Neue dem Alten vorzuziehen, legt der Kunde seinen Ärger ad acta und entschließt sich für das neue Produkt. Außerdem besitzen dies bereits auch schon die Nachbarn und die Schwiegereltern und wie wir wissen kann Neid ein sehr wirkungsvoller Kauf-Katalysator sein. Nun, der Kunde hat sein Produkt, ist damit zufrieden und der Kreislauf beginnt von neuem.

So gesehen birgt die geplante Obsoleszenz wirtschaftlich nur Vorteile: die Produktion boomt, es gibt ausreichend Arbeit und die Menschen geben ihr Geld mit vollen Händen aus, was schließlich auch Steuereinnahmen für den Staat bedeuten - die Vermutung liegt nahe, dass die Einführung dieser Produktstrategie eine unendlich gute Idee ist. Aber natürlich ist nur eines auf dieser Erde unendlich und das die Dummheit der Menschen. Insbesondere natürlich, wenn sie im Rudel auftreten. Und so werden die negativen Aspekte vollkommen übersehen. Das fängt bei den Ressourcen an: der Mensch verhält sich wie ein Parasit und gräbt, buddelt, schürft, rodet und erntet auf seinem Wirt, der Erde, was das Zeug hält. Das natürliche Gleichgewicht der Erde, das auf die Verteilung dieser Ressourcen aus verschiedenen Gründen angewiesen ist, gerät somit ins Wanken. Sei es das Klima, das unter schwindenden Wäldern leidet, oder die Tierwelt, die ihrer Lebensräume beraubt wird - die Auswirkungen sind so mannigfaltig, wie verheerend. Aber hier hört es ja nicht auf: die Ressourcen müssen transportiert, gelagert und verarbeitet werden, bevor der Konsument schließlich das Produkt in den Händen halten kann. Das alles verursacht CO2-Austoß, Eingriffe in Lebensräume und Verschmutzung der Gewässer. Und wenn das Produkt kaputt ist? Dann wird es weggeschmissen und hinterlässt die nächste traurige, giftige und hässliche Spur der geplanten Obsoleszenz: Müllberge von fast ausschließlich nicht recyclebaren Materialien, die sich in den Entwicklungsländern auftürmen, wo sie von den ärmsten der Armen nach Brauchbarem durchforstet werden.

In meinen Augen ist die geplante Obsoleszenz eines der größten Verbrechen der Wirtschaftsmächte. Nicht etwa, weil sie die Wirtschaft ankurbelt. Im Gegenteil. Auch nicht, weil sie den Konsum fördert. Nicht einmal, weil Ressourcen verbraucht werden. Nein. Weil unser blauer Planet mit Füßen getreten und alles andere als wertgeschätzt wird. Er wird rücksichtslos geplündert und bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Wenn wir also nicht bald anfangen "grün" zu denken, unsere wertvollen Rohstoffe schonen, lange Transportwege vermeiden und unsere Heimat zu schätzen lernen, dann haben wir bald nur noch einen grauen Planeten. Wenn überhaupt.

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